Wer
die Wahl hat, sollte wissen, worüber er entscheidet. Mit diesem Blog
möchten wir einige Parameter hervorheben, die wir für eine Entscheidung
als relevant empfinden.
Die Vergleiche, die wir hier aufzeigen, wurden hauptsächlich zwischen
SAP, Navision und Odoo angestellt. Nicht nur, weil Kunden Odoo in die
Endauswahl mit besagten Anbietern nehmen und somit automatisch ein
Vergleich entsteht, sondern weil wir diese Produkte durch Migrationen
von den genannten Kandidaten zu Odoo am besten einschätzen können. Aber
natürlich auch, weil alle einen sehr ähnlichen, d.h., einen
integrierten, internationalen und generalisierten, Ansatz haben. Keines
der Systeme hat sich auf eine Branche, einen Bereich, ein Land oder eine
Unternehmensgröße fokussiert.
Nutzungsrechte vs. Community
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Odoo und den „klassischen“
Systemen ist das Lizenzmodell. Auch wenn bei Odoo ebenfalls Lizenzen
bezahlt werden, sind diese an den Wartungsvertrag und das
Enterprise-Paket geknüpft. D.h. wenn ein Kunde darin nicht länger einen
Mehrwert sieht, kann der Enterprise-Vertrag entweder gekündigt oder
einfach nicht weiter verlängert werden. Damit erlischt zwar die
Gewährleistung, d.h. Odoo ist nicht länger verpflichtet, kostenfrei
Programmierfehler zu beheben, die Migration der Datenbank muss vom
Kunden selbst durchgeführt werden (auch hier gibt es mehrere Ansätze,
die vielleicht nicht so komfortabel sind, wie eine Migration, aber es
gibt Alternativen) und die Enterprise-Module müssen vom Server entfernt
werden. Doch das System selbst und alle Individualisierungen können
weiterhin genutzt werden!
Im Gegensatz dazu steht das klassische Lizenzmodell von geschlossenen
Systemen (wie z.B. SAP und Navision). Bei diesen Anbietern können
lediglich Nutzungsrechte erworben werden, d.h., sobald diese nicht
länger gezahlt werden, ist ein weiterer Zugang nicht länger möglich.
Migration und Daten
IT Systeme entwickeln sich heute durch die agilen Ansätze in der
Softwareentwicklung deutlich schneller als noch vor 10 Jahren. Aus
diesem Grund ist die Frage von Aktualisierungen ein wichtiges Thema für
eine Entscheidung geworden. Nicht umsonst hat z.B. Microsoft Windows auf
ein sogenanntes „Rolling Release“ umgestellt, das im Grunde keine
Versionen mehr kennt (übrigens eine Methodik aus der Open Source Welt).
Doch neue Versionen haben nicht nur ein Problem mit Umstellungen im
Front-End, es müssen auch Daten migriert werden. Das Einfachste ist
natürlich, seine Lösung vom Hersteller über eine Cloud betreiben zu
lassen. Damit ist das Problem inklusive Daten ganz abgegeben.
Wenn allerdings die Hoheit über die eigenen Daten abgegeben wurde und
dies auch noch in Kombination damit, dass nur Nutzungsrechte erworben
werden können, ist dies für uns persönlich eine unglückliche Fusion.
Immerhin entsteht hierdurch in jeder Situation eine totale Abhängigkeit
vom Systemanbieter.
Das Gegenmodell ist natürlich der Eigenbetrieb, egal ob auf eigener
Hardware oder in einer eigenen Cloud. Hier ist das Angebot, dass Daten
im Rahmen eines Wartungsvertrags migriert werden, unvergleichlich und
unschlagbar.
Denn bis dato wurde immer von einem „Migrationsprojekt“ gesprochen,
was den dahintersteckenden Aufwand und Zeitrahmen erahnen lässt.
Quellcode – Absicherung und Zukunftsgarantie
Neben den sehr undurchsichtigen Lizenzmodellen vieler Hersteller und
der Patentsituation, gibt es einen weiteren wesentlichen Grund, warum
Open Source in den letzten Jahren weltweit ein Erfolgsmodell geworden
ist: Mit der Installation wird auch der Quelltext ausgeliefert. Hier
geht es nicht um die Transparenz, sondern um zwei Aspekte, die diese
Tatsache möglich macht:
1) Unabhängigkeit
Dadurch, dass der Quellcode mit der Installation vorliegt, ist der
Kunde unabhängig vom Anbieter. Solange eine Software keine Nischenlösung
ist, sondern eine breite Akzeptanz hat (wie dies bei Odoo der Fall
ist), gibt es weitere Wissensträger, die den Support leisten und
Individualisierungen durchführen können. Dies sind die global mehr als
1.200 zertifizierten Odoo Partner.
2) Zukunftsgarantie
Da nicht nur von den Anpassungen, sondern auch vom Gesamtsystem der
Quellcode verfügbar ist, wird auch die Gemeinschaft der
Plattformbenutzer vom Hersteller unabhängig. Sollten sich Entwicklungen
abzeichnen, die von der Gemeinschaft in dieser Form nicht länger
akzeptiert werden, oder der Hersteller in finanzielle Schwierigkeiten
geraten, wird das Projekt unter einem anderen Namen als sogenannte Fork
fortgesetzt. Dies hat die Vergangenheit bereits des Öfteren gezeigt.
Modularer Aufbau
Der Kern vieler klassischer Systeme ist noch monolithisch. Das
verwundert nicht, da ERP Lösungen auf einem komplexen Datenmodell
aufbauen und somit Funktionen aufeinander abgestimmt werden müssen. Das
wiederum hat zur Folge, dass man diese Systeme nicht einfach in einzelne
Teile trennen und somit modularisieren kann – auf dieses Problem sind
wir bereits in zwei unserer früheren Blogartikel eingegangen:
Odoo hingegen ist von Anfang an modular aufgebaut und erlaubt damit,
eine gemeinsam besprochene Basis einzuführen. Sobald man das System
effizient und erfolgreich in der Nutzung hat, kann es weiter ausgerollt
werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Anpassungen ebenfalls als Module
gekapselt werden können. Somit ist eine Migration einfacher. Dies
bedeutet aber auch, dass die Komplexität des Systems ebenfalls in
einzelnen Schritten erhöht werden kann.
Modulbreite vs. Funktionstiefe
Innerhalb eines Unternehmens ist es oft sehr schwer, eine klare Linie
zu ziehen und festzulegen, so dass ein bestimmter Bereich nur auf
bestimmte Informationen angewiesen ist und der (oder die) andere(n)
Bereich(e) nur auf eine definierte Menge an Daten. Dazwischen ist ein
Austausch nicht notwendig. Das ist allein schon deshalb nicht möglich,
da am Ende des Tages so oder so alles in der Buchhaltung landet, als
Erlöse oder Kosten, und hier ein Strich gezogen werden muss (oder wird).
Der Vorteil an einem vollumfänglichen integrierten System ist der,
dass hier die Daten nicht nur von Modul zu Modul weitergegeben werden
können, sondern dass es zu keinen Doppelterfassungen kommt. Doch dazu
muss es ein System erst einmal schaffen, eine Basis für eine
vollständige Integration zu legen.
Wenn man sich die Vielzahl der Module anschaut, so ist klar: wenn nicht hiermit, womit sonst?
Der Preis dafür ist natürlich, dass es viele, viele kleine Funktionen
nicht geben kann, die in einigen klassischen Systemen geschaffen
wurden, da dies
a) in einem modularen System, in dem das Set an installierten Erweiterungen vielzählig sein kann, kaum möglich ist und
b) dem minimalistischen Ansatz widerspricht.
Da die Kunst so oder so die ist, ein System nicht nur so erfolgreich
einzuführen, dass auch jeder vorgesehene Mitarbeiter ein darin
arbeitender Benutzer ist, sondern auch die Prozesse so zu gestalten, das
sie deutlich effizienter und fehlerfrei laufen, sagt einem schon die
reine Vernunft, dass dies nur mit einem „weniger ist mehr“-Ansatz
umsetzbar ist, denn Funktionen und Automatisierungen lassen sich
einfacher hinzufügen als wegnehmen oder umbauen.
Lokalisierung und Buchhaltung
Die Buchhaltung von Odoo ist GoDB-konform und in Deutschland trotz
ausstehender Zertifizierung voll einsetzbar. Eine Zertifizierung schützt
übrigens nicht vor einer Fehlbenutzung und spricht eine
Geschäftsführung nicht von der Verantwortung frei.
Es gibt für jedes europäische Land eine Lokalisierung im Odoo ERP
System, die nicht nur die üblichen Steuern und Kontenpläne installiert,
sondern auch die allgemeinen Finanzberichte auf die gesetzlichen
Mindestvorgaben anpasst und erweitert. Dabei werden auch zusätzliche
Funktionen installiert, wie z.B. in Italien die Übermittlung von
Rechnungen per EDI.
Odoo unterstützt einen Mehrwährungsbetrieb. Die Kernfunktionen liegen
jedoch in der Buchhaltung. Die notwendigen Funktionen für eine
vollständige Unterstützung sind:
Umrechnungskurse zwischen den Währungen können manuell gepflegt,
jedoch auch automatisch täglich, monatlich oder jährlich mit der EZB
abgeglichen werden
pro Mandant kann eine Hauptwährung festgelegt werden
Im Buchungssatz kann eine zum Mandanten abweichende Währung
angegeben werden, so dass die dann verbuchten Beträge in dieser Währung
interpretiert werden. Zum Zeitpunkt der Verbuchung werden in nicht
sichtbaren Feldern die Beträge in die Standardwährung des Mandanten zum
dann gültigen Umrechnungskurs errechnet und dort hinterlegt.
Alle Statistiken sind auf Basis der Standardwährung aufgebaut
openfellas Module
Im Laufe der vergangenen 10 Jahre hat openfellas eine Vielzahl an
Modulen entwickelt, die im Rahmen von Projekten als Basis zur Umsetzung
von Anforderungen oder zur Steigerung der Prozesseffizienz genutzt
werden können. Hier handelt es sich um Automatisierungen oder
Hintergrundberechnungen, die sich bewährt haben.
Beispiele können sein:
EDI Anbindungen an Lieferanten
EDI Anbindungen an Logistiker
Erweiterung zur Abbildung von komplexen Einkaufskonditionen
Exchange Connector
Datev Anbindung
Shopware Connector
Odoo Gold Partner
Seit 3 Jahren hat Odoo die Bedingungen für eine Odoo Gold
Partnerschaft deutlich strenger gestaltet, was recht viel Bewegung in
die Partnerschaft gebracht hat.
Als Odoo Gold Partner müssen jährlich 150 neue Benutzer angemeldet
werden. Auf der anderen Seite muss jedoch eine Verbleibquote von 80%
erreicht werden, d.h. 80% der Kunden bzw. der Enterprise-Benutzer müssen
pro Jahr verlängert werden.
Darüber hinaus müssen 3 feste Mitarbeiter eines Partners für die
jeweils aktuelle Version zertifiziert sein, um die Kategorisierung
halten zu können. Dabei werden dem Kandidaten innerhalb der
Zertifizierung 80 zufällige Fragen gestellt, die sich alle auf aktuell
im Standard befindliche Module beziehen. 70% davon müssen richtig
beantwortet werden.
Dies zeigt, dass Odoo auch innerhalb der Partnerlandschaft auf eine
qualifizierte Beratung Wert legt, so dass Risiken für
Fehlimplementierungen minimiert werden und damit das Image eines
stabilen Systems erhalten bleibt. Die Vorgaben sind ähneln denen von SAP
und Microsoft.
Dies heißt auch, dass man hier unbedingt Gleiches mit Gleichem
vergleichen sollte. Denn die Wahl des Partners ist womöglich wichtiger
als die des Systems.
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