In Odoo ist ein Multi-Company bzw. Mehr-Mandanten-Betrieb möglich,
und Odoo bringt alle Voraussetzungen dazu mit. Dazu gehören die
folgenden Punkte:
Trennung von Buchhaltung und Lager pro Mandant
Teilen von Produkten und Adressbuch
Benutzerberechtigungen beinhalten Zugriffsregelungen auf die Mandanten
Mehrwährung ebenfalls möglich
Aktivierung
von mehreren Sprachen möglich; der Benutzer kann daraus die Sprache in
der Oberfläche wählen, aber auch die Sprache zum Kunden pro Kontakt
setzen
Konfigurierbarkeit des Intercompany Prozesses
Preislisten zur Bestimmung von Preisen für die interne Verrechnung
Vom
Funktionsumfang ist an sich ist alles da. Doch wie die Liste zeigt,
gibt es einige Komponenten, die richtig bestimmt und vorkonfiguriert
werden müssen, um einen optimalen Effekt in der Zusammenarbeit zwischen
den Mandanten zu erzielen.
Was man dazu wissen muss
Module
Die installierten Module sind alle für das System im Ganzen und
werden nicht pro Mandant installiert. Sollten die Geschäftsmodelle der
Mandanten sehr stark voneinander abweichen, können Module über die
Steuerung der Benutzerberechtigungen für Benutzer innerhalb eines
Mandanten für den jeweiligen Benutzerkreis aktiviert oder deaktiviert
werden. Module erweitern jedoch teilweise auch die
Konfigurations-Optionen innerhalb der Stammdaten. Sie bleiben weiterhin
verfügbar, auch wenn dem Benutzerkreis der Zugriff auf das entsprechende
Modul entzogen wurde. Dies birgt allerdings eher ein Fehlerpotential
für den Aufsatz.
Zugriffsrechte
Das Rollenkonzept ist ebenfalls Mandanten-unabhängig, der Finanzer
ist und bleibt Finanzer, und auch die Berechtigungsebene bleibt
dieselbe. Sollte also jemand in einem Mandanten Manager sein, hier z.B.
Lagerorte neu definieren können oder im Finanzmodul den Kontenplan
ändern, in einem anderen Mandanten jedoch nur Leserechte haben, so ist
dies nicht realisierbar.
Modulkonfiguration
Teile der Konfigurationen eines Moduls sind nach Mandanten getrennt
und müssen nach der Einrichtung eines neuen Mandanten für diesen
Mandanten neu durchgeführt werden. Dies betrifft hauptsächlich das Modul
„Accounting“, denn darüber muss der neuen Firma ein Kontenrahmen und
ein Geschäftsjahr zugewiesen werden. Außerdem muss hier geklärt werden,
auf welcher Ebene Odoo im Rahmen des Intercompany-Prozesses Vorgänge
zwischen den Mandanten austauschen soll.
Intercompany-Prozess
In der Enterprise Version sind Module für eine Interaktion zwischen
den Mandanten enthalten, die pro Mandant konfiguriert werden können. Die
Optionen sind
keine Interaktion
eine Bestellung von Mandant1 an Mandant2 wird zum Verkaufsauftrag bei Mandant2
eine Ausgangsrechnung von Mandant1 an Mandant2 wird dort zum Eingangsrechnungsbeleg
zusätzlich kann bestimmt werden, ob Option 2 oder 3 sogar automatisch vom System verbucht werden soll
Dieser Prozess setzt natürlich voraus, dass in den Stammdaten die für
den Mandanten angelegten Partnerdatensätze jeweils als Kunde und
Lieferant markiert werden. Hierfür wechselt man am Besten in den
Entwicklermodus, öffnet den Mandanten in den Einstellungen unter
„Unternehmen“. Dort erscheint nun das Feld „verknüpfter Partner“.
Gibt es interne Preise zur Verrechnung, sollte noch eine Preisliste
angelegt und ebenfalls dem jeweiligen Stammdatensatz zugewiesen werden.
Es ist ratsam, dies zu testen, und zwar nicht als Administrator, sondern
mit einem Benutzerkonto innerhalb eines jeden Mandanten.
Was zu beachten ist Stammdaten
Man erkennt es auf den ersten Blick nicht, aber Odoo kennt
physikalisch existierende Felder und Eigenschaften. Diese Eigenschaften
sind Felder an einem Datensatz, deren Werte Mandanten-abhängig
gespeichert werden. Hier ein paar Beispiele:
Warengruppe/Produktkategorie
Aufwands- und Erlöskonto
Produkt
Steuersätze (Verkauf und Einkauf)
Aufwands- und Erlöskonto
Lieferantenzuordnung und somit Preise, Artikelnummer und Artikelbezeichnung beim Lieferanten
Kunden
Standardausliefermethode
Zahlungsbedingung
Debitor/Kreditorkonto
Preisliste
Bei der Neuanlage eines Stammdatensatzes werden diese
Mandanten-abhängigen Felder von Odoo entweder mit Standardwerten für den
Mandanten befüllt oder bleiben leer. Mit anderen Worten, wenn es
möglich ist, Produkte und Kunden im Aufsatz zu teilen, muss hier ein
entsprechender Prozess intern organisiert werden, damit nach der
Neuanlage eines Produktes oder Kunden oder nach der Freigabe für alle
weiteren Unternehmen, der soeben freigegebene Stammdatensatz für die
jeweils anderen Mandanten nachkonfiguriert wird. Ansonsten ist auch hier
ein sehr großes Fehlerpotential enthalten.
Der Personenkreis, der dies bearbeitet, sollte nicht zu groß sein.
Die Aktivitäten sind ein sehr gutes Tool, über das sich Benutzer
verständigen und Stammdaten bzw. Tätigkeiten zuweisen können.
Wenn möglich sollte ein Kunde, Lieferant oder ein Produkt erst für
den Verkauf/Einkauf frei geschaltet werden, wenn die Datenpflege
abgeschlossen ist.
Anpassungen
Noch mehr Vorsicht ist bei Anpassungen geboten, insbesondere wenn
zunächst mit einem Mandanten gestartet wurde, mit dem Plan, später einen
weiteren hinzuzufügen. Denn bei Anpassungen müssen die Punkte, bei
denen das System Mandanten-Fähigkeit aufweisen soll, natürlich
individuell definiert werden, sonst ist dementsprechend keine gegeben.
Dabei ist der Schritt vom ersten auf den zweiten Mandanten natürlich der
aufwendigste, da hier idealerweise alle Prozesse für beide Unternehmen
komplett durchgespielt und getestet werden sollten. Am komplexesten sind
grundsätzlich Ausnahmen oder Ausprägungen innerhalb eines Prozesses für
nur ein Unternehmen innerhalb aller aufgesetzten Firmen.
Bei Anpassungen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass alle
definierten Regeln später für alle im System geplanten Mandanten gelten
können.
Bugs
Auch Odoo ist nicht frei von Programmierfehlern. Schon allein aus
diesem Grunde muss nach der Aktivierung und Konfiguration der
Multi-Company-Option alles für jeden Mandanten durchgetestet werden.
Aktiver Mandant
Die größte Falle entsteht jedoch, wenn Benutzer für mehrere
Unternehmen freigeschaltet sind, aber nicht, um sich Berichte zu ziehen,
sondern um hier aktiv Transaktionen durchzuführen. Denn Odoo speichert
im Profil des Benutzers, in welcher Firma er aktuell eingeloggt ist und
arbeitet. Die Gefahr entsteht, wenn der Mitarbeiter vielleicht mehrere
Browser geöffnet hat oder mit unterschiedlichen Tabs innerhalb des
Browsers arbeitet. Wechselt er in einem Tab oder Browser in einen
anderen Mandanten, so ist das Profil umgestellt. Dieser Wert gilt ab
sofort in allen anderen Tabs und Browsern auch, selbst wenn dort
vielleicht die Information nicht sofort aktualisiert und angezeigt
wurde.
Dieser Benutzerkreis sollte demnach nicht zu groß sein, vielleicht
nur beschränkt auf das Berichtswesen, um das Risiko für die Falschanlage
von Vorgängen im dann falschen Mandanten zu minimieren. Andernfalls
kann man diesen Anwendern nur raten, mit nur einem Browser und nur einem
Tab zu arbeiten.
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